Sind Offsetdruckfarben giftig?

Sind Druckfarben giftig?

Die Frage ist jetzt weniger polemisch als Sie vielleicht annehmen. Denn immer mehr Kunden fragen nach, und das ist auch gut so. Die Druckbranche hat sich die letzten Jahre sehr gut entwickelt was das Thema Nachhaltigkeit und Ökologie betrifft. Immer mehr Druckereien schreiben sich ein grünes Image auf die Fahnen – doch was steckt wirklich dahinter?

Ein Thema, über das bislang sehr wenig diskutiert wird sind Druckfarben. Viele Druckereien stehen hier gerade erst am Anfang, denn mich erreichen immer öfter widersprüchliche Aussagen zum Thema Offsetdruckfarben.

Bei diesen Punkten sollten Sie hellhörig werden!

„Wir verwenden Bio-Druckfarben“.

Es gibt kein Siegel für Biodruckfarben und somit auch keine Biodruckfarben. Druckfarben sind zudem auch laktosefrei, genau wie Mineralwasser. Sie verstehen was ich meine.

„Unsere Druckfarben sind auf Basis nachwachsender Rohstoffe“

So gut wie alle gängigen Farbserien sind auf Basis nachwachsender Rohstoffen. Das wäre in etwa so, als ob Ihnen ein Autoverkäufer erzählen würde, dass das Auto einen Katalysator hat. Heute ist das nichts Außergewöhnliches.

„Unsere Druckfarben sind frei von Schwermetallen“

Von dieser Aussage sollten Sie sich ebenfalls nicht beeindrucken lassen. Stellen Sie sich vor, ein Elektroauto überholt Sie auf der Autobahn. Nichts Besonderes – eben. Die meisten gängigen Farbserien sind frei von Schwermetallen.

Grund genug etwas mehr Transparenz in dieses Thema zu bringen. Farbe ist neben dem Papier Hauptbestandteil des Printproduktes. Für Papiere gibt es inzwischen verschiedene Siegel, bei den Farben jedoch nicht. Deshalb müssen wir hier genauer hinsehen. Die chemischen Bestandteile der Druckfarben übernehmen verschiedene Aufgaben. Glanz, Trocknungsverhalten, Scheuerverhalten sind nur ein paar Merkmale von vielen.

Zum Glück gibt es von jeder Druckfarbe ein Sicherheitsdatenblatt. In diesem Sicherheitsdatenblatt wird über die Inhaltsstoffe samt Gefahrenhinweis informiert.

Druckfarben in Druckmaschine

Wir unterscheiden 3 Arten von Offsetdruckfarben

UV-Farben (kennzeichnungspflichtig)

Als erste Druckerei haben wir seinerzeit eine 8-Farben Heidelberg-Maschine mit UV-Farben aufgebaut – davon lassen wir aber inzwischen die Finger. Generell muss jeder selbst entscheiden, ob er Printprodukte mit „Plastikfarbe“ bzw. Photoinitiatoren haben will – aber ein Blick in das Sicherheitsdatenblatt der Farben lohnt, ich persönlich fasse diese Farben nur noch mit Handschuhen an – wie es auch im Sicherheitsdatenblatt steht. Hier gehen die Meinungen sehr weit auseinander, jedoch hat die EU nicht umsonst den Grenzwert der problematischen Bestandteile der Photoinitiatoren gesenkt und den Umgang mit den Farben werdenden Müttern untersagt. You decide!

Kennzeichnungspflichte Druckfarben

In diesen Druckfarben sind kennzeichnungspflichtige chemische Verbindungen enthalten. Je nach gewünschter Farbeigenschaft beim Druck sind diese Verbindungen unterschiedlich. Eine von uns verwendete Druckfarbe ist z.B. die Epple Stability CF, mit dieser Druckfarbe produzieren wir unter anderem Druckaufträge mit dem Blauen Engel. Der einzige Zusatzstoff ist 2-tert-Butylhydrochinon. Dieser Stoff sorgt dafür, dass die Druckfarbe keine Haut an der Oberfläche bildet. Der gleiche Stoff ist ebenfalls in Kosmetika enthalten und wird als Konservierungsstoff in der Lebensmittelindustrie verwendet. In diesem Bereich tummeln sich viele verschiedene Hersteller mit unzähligen Farbserien.

Kennzeichnungsfreie Druckfarben

Inzwischen gibt es kennzeichnungsfreie Druckfarben. Hier sprechen Druckereien wie oben erwähnt fälschlicherweise oft von Biofarben. Jedoch sind diese Farben sind in Bezug auf Gefährdung und Nachhaltigkeit ganz oben anzusiedeln und stellen aktuell die beste Option dar.

Fazit: Die „guten“ Druckereien informieren Sie ausführlich über die eingesetzten Farben und machen kein Geheimnis daraus. Sie müssen nicht erst Sicherheitsdatenblätter von Ihren Lieferanten anfordern, sondern senden Ihnen diese umgehend und erklären Ihnen die einzelnen Punkte. Druckfarben werden durch De-Inking aus den Fasern gewaschen und professionell entsorgt, Druckfarben haben nichts auf dem Kompost zu suchen oder gar in der Umwelt, auch eine Cradle-to-Cradle zertifizierte Farbe nicht.

Haben Sie noch weitere Fragen zum Thema „Sind Druckfarben giftig“ – rufen Sie mich einfach an, ich freue mich.

 

Ihr Benedikt Wild 06.2021

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